Bausparkassen sind der Anlaufpunkt vieler Bürger, die ein Eigenheim erwerben wollen. Über Bausparverträge wird mittels regelmäßiger Einzahlungen der erforderliche Eigenkapitalstock angespart. Das Prinzip einer Bausparkasse gleicht dem einer Solidargemeinschaft. Die Sparer, die in ihre Verträge einzahlen, nehmen eine unterdurchschnittliche Verzinsung in Kauf. Der Zinssatz auf Bausparkonten beträgt meist nicht mehr als 1,0 Prozent im Jahr, sodass ein Bausparvertrag zunächst deutlich unattraktiver erscheint als ein simples Sparkonto. Die niedrige Verzinsung während der Ansparphase ist jedoch Teil des Bausparkassenprinzips. Sparer erwerben im Laufe der Vertragsdauer mit ihren regelmäßigen Einzahlungen den Anspruch auf ein zinsgünstiges Bauspardarlehen. Sie selbst stellen anderen Kreditnehmern ihre Sparguthaben über die Bausparkasse zu günstigen Konditionen zur Verfügung und erhalten im Gegenzug selbst später einen Kredit zu niedrigen Zinsen. Die Verzinsung im Bausparvertrag wird somit durch spätere Zinsvorteile in der Darlehensphase ergänzt.

Diese Vorteile sind steuerlich besonders attraktiv, weil sie nicht der Steuer unterliegen. Anders verhält es sich mit Zinsen auf Guthaben, die als Kapitalerträge der Abgeltungsteuer unterliegen und damit – sofern nicht noch entsprechende Freibeträge zur Verfügung stehen – um 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer geschmälert werden.

Das Bausparkassenprinzip bietet Vorteile, die über das Vertragsverhältnis zwischen Sparer und Bausparkasse hinausgehen. Bausparkassen refinanzieren sich ausschließlich über die Einzahlungen ihrer Kunden, wenn sie Kredite vergeben. Sie müssen deshalb keinerlei Transaktionen am Kapitalmarkt durchführen und sind somit unabhängig vom Zinsniveau an den internationalen Finanzmärkten. Dadurch gewinnt der deutsche Immobilienmarkt insgesamt an Stabilität. Die Vorzüge des Bausparkassenprinzips zeigten sich unter anderem während der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009. Unter anderem wegen des deutschen Bausparkassenprinzips verhielt sich der deutsche Immobilienmarkt deutlich ruhiger und stabiler als die Häusermärkte anderer Länder. Das Bausparkassenprinzip ist gefeit gegen spekulative Blasen und deren Auswirkungen. Nicht zuletzt deshalb existiert das Prinzip bereits seit sehr langer Zeit.