Als Realzins wird der Zins verstanden, der nach Abzug der gemessenen Inflation verbleibt. Wird im Rahmen eines Darlehensvertrages beispielsweise ein Sollzins in Höhe von fünf Prozent vereinbart und beläuft sich die Inflationsrate auf drei Prozent, steht ein Realzins von zwei Prozent zur Verfügung.
Das Konzept der Realverzinsung entstammt der volkswirtschaftlichen Theorie, findet aber im Rahmen der privaten Finanzplanung und Baufinanzierung regelmäßig Anwendung. Insbesondere bei langfristigen Engagements wird ein Darlehen unter Berücksichtigung des Preisauftriebs bewertet.
Der Realzins hat – wie jeder Zins – unmittelbaren Einfluss auf die Entscheidungen von Wirtschaftssubjekten: Je niedriger die Verzinsung ist, desto geringer sind die Finanzierungskosten eines Vorhabens und umso höher ist damit der Anreiz für Verbraucher (und Unternehmen), eine Immobilie zu erwerben oder zu erstellen. Insbesondere wenn Inflation auf das eigene Einkommen umgelegt werden kann und sich die reale Finanzierungslast eines Darlehens somit im Zeitverlauf sukzessiv verringert, bietet sich die Kreditaufnahme besonders an.
Die Ermittlung des Realzinses erfolgt in den meisten Fällen durch die Subtraktion der gemessenen Teuerungsrate vom zugrundeliegenden Sollzins. Die Inflation wird dabei meist durch den Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI angegeben, wobei Tabakwaren in dessen Berechnung nicht einfließen. Berechnet wird der HVPI von der europäischen Statistikbehörde Eurostat für den gesamten Euroraum und vom Bundesamt für Statistik für die Entwicklung des Preisniveaus in der BRD, wobei zwischen den beiden Berechnungen geringfügige Unterschiede im Hinblick auf die Zusammensetzung des Warenkorbs bestehen.
Der Realzins unterliegt aufgrund seiner Abhängigkeit von der Preisentwicklung stärkeren Schwankungen als es bei der nominalen Verzinsung eines Darlehens der Fall ist. Derzeit sind auf dem deutschen Markt für Hypothekenfinanzierungen noch keine Produkte erhältlich, die einen konstanten Realzins garantieren, auch wenn derartige Konstruktionen in anderen Bereichen der Retail-Finanzen bereits erhältlich sind.
Die reale Verzinsung eines Darlehens gibt Aufschluss über die Kaufkraft, die ein durchschnittlicher Haushalt für die Zinsleistung eines Darlehens aufwenden muss und ermöglicht damit eine weniger von Verzerrungen geprägte Kalkulation eines Vorhabens.