Das Deflationsrisiko beschreibt im Zusammenhang mit Immobilienfinanzierungen das Risiko von Kreditnehmer, das in einem dauerhaften Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus besteht. Ein solcher Rückgang wird als Deflation bezeichnet. Fallen für einen langen Zeitraum – mindestens fünf Jahre – die Preise einer Volkswirtschaft, wirkt sich dies für Eigentümer, die ihr Objekt mit einem Kredit finanziert haben, negativ aus. Die Schulden, die aus der Hypothek resultieren, sind nominale Werte. Sie stehen realen Preisen von Gütern und Vermögensgegenständen gegenüber. Sinken diese realen Preise, steigt real betrachtet die Kreditschuld an. Gemessen in Einheiten von Gütern, Dienstleistungen und Vermögenswerten lastet dann ein größerer Schuldenberg auf dem Kreditnehmer als zu Beginn der Finanzierung. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine deflationäre Preisentwicklung zeitlich mit den ersten Jahren einer Finanzierung zusammenfällt, in denen fast nur Zinsen gezahlt werden und Tilgung nur in geringem Umfang stattfindet.

Besonders nachteilig ist für den Kreditnehmer zudem der Umstand, dass auf breiter Front sinkende Preise früher oder später auch zu einem Rückgang der nominalen Löhne und Einkommen führen. Die Monatsrate für den Kredit aber bleibt wegen der vertraglichen Verpflichtung gleich. Im schlimmsten Fall fällt der Rückgang der Löhne so stark aus, dass der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Dann muss das Objekt veräußert werden. Auch die Veräußerung lässt dann allerdings keinen guten Ausgang erwarten: Da auch die Preise für Immobilien in einem deflationären Umfeld rückläufig sind, kann kein Preis erzielt werden, mit dem sich die offenen Verbindlichkeiten decken lassen. Der Kreditnehmer muss dann neben dem Verlust seines Hauses auch mit Lasten aus der Finanzierung rechnen.

Prinzipiell gilt, dass für Immobilienfinanzierungen inflationäre Tendenzen vorteilhafter sind. Diese kehren das Deflationsrisiko um und führen zu einer sukzessiven Entlastung allein durch die Entwertung der nominalen Schulden. Da jedoch die künftige Preisentwicklung einer Volkswirtschaft nicht mit Sicherheit vorhersehbar ist, müssen Kreditnehmer stets mit einem Restrisiko leben.