Als Leitzins wird ein direkt oder indirekt von der Zentralbank gesteuerter Zinssatz bezeichnet, der für die Versorgung einer Volkswirtschaft bzw. deren Finanzsystems mit Krediten von maßgeblicher Bedeutung ist. In Europa wird der Leitzins von der Europäischen Zentralbank gesteuert, wobei der Notenbank dabei grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Zum einen kann im Rahmen von Refinanzierungsgeschäften, die sich als Kredit der Notenbank an Geschäftsbanken gegen Hinterlegung verzinslicher Wertpapiere verstehen, ein Mindestbietungssatz von der Zentralbank festgesetzt werden. Geschäftsbanken, die nicht bereit sind, diesen Zinssatz zu zahlen, erhalten keinen Kredit im Rahmen der Refinanzierungstransaktion. Zum anderen können Darlehen von der Notenbank an Geschäftsbanken auch in direkter Form erfolgen, wobei der Zins von der EZB dann festgesetzt wird. In der Eurozone ist der Mindestbietungssatz für Refinanzierungsgeschäfte auf der Basis verzinslicher Wertpapiere der maßgebliche Leitzins.

Die Höhe eines Leitzinses ist für die Geschehnisse an den internationalen Kapitalmärkten von großer Bedeutung. Zwar beziehen sich Leitzinsen auf Darlehen mit sehr kurzen Laufzeiten von oftmals nur einer Nacht, sie verzeichnen jedoch signifikante Auswirkungen auch auf die Zinssätze langfristiger Finanzierungen wie beispielsweise Hypothekenkredite für Immobilien. Eine Veränderung des Leitzinses schlägt sich meist wenige Tage bis Wochen in den Konditionen für Eigenheimfinanzierungen nieder. Auch werden durch Veränderungen des Zinsniveaus, die durch Aktivitäten der Zentralbank ausgelöst werden, wichtige Referenzzinsätze tangiert, die bei der Bemessung von Darlehenskonditionen auch bei Baufinanzierungen von Bedeutung sind. Insbesondere der EURIBOR-Zins reagiert erfahrungsgemäß schnell auf Leitzinsänderungen.

Die Entscheidungen der Notenbank über Veränderungen am Leitzins sind abhängig von verschiedenen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Insbesondere die Entwicklung der Geldmenge und der Inflation sowie die konjunkturelle Dynamik sind von signifikanter Bedeutung für die Ausrichtung der Geldpolitik. Um die Märkte nicht zu verunsichern, kündigt die Zentralbank Zinsänderungen häufig frühzeitig an. Der jeweils aktuelle Leitzins wird von der EZB sowie von verschiedenen anderen Institutionen laufend publiziert. Ebenso werden Termine angekündigt, an denen mögliche Zinsänderungen stattfinden können.