Darlehen, deren Verzinsung nicht durch eine Zinsbindung fixiert, sondern anhand einer Referenz in Abhängigkeit von der Zinsentwicklung am Kapitalmarkt bemessen wird, können derart ausgestaltet sein, dass ein Anstieg des Referenzzinses zu einem Rückgang des Darlehenszinses führt. Umgekehrt steigen die Kreditzinsen, wenn der Referenzzinssatz sinkt. Eine solche Konstellation wird auch als inverse Zinsreferenz bezeichnet. Der Vorteil für Darlehensnehmer ist dabei eine größere Flexibilität, da den jeweiligen Erwartungen im Hinblick auf die künftige Zinsentwicklung besser Rechnung getragen werden kann.

Banken refinanzieren Immobilienfinanzierungen, denen eine inverse Zinsreferenz zugrundeliegt, in der Regel durch Reverse-Produkte, die eine identische Struktur aufweisen. Die Thematik insgesamt ist auf dem deutschen Markt von untergeordneter Bedeutung und die Anzahl der Kredite, die invers an einen Referenzzinsatz gekoppelt sind, ist sehr gering. Besonders auf dem Privatkundenmarkt findet sich das Modell fast gar nicht. Institutionelle Investoren nutzen inverse Zinsanpassungsklauseln mitunter und sichern auf diesem Wege ihr Portfolio gegen Zins- und Finanzierungskostenrisiken ab.

Die Referenzzinssätze, die bei inversen Zinsklauseln genutzt werden, entsprechen denen, die auch bei gewöhnlichen Darlehens-Konstruktionen zur Anwendung kommen. Dabei werden insbesondere der EURIBOR, meist in der drei-oder zwölfmonatigen Variante, sowie der EONIA genutzt. Beide Zinssätze entstammen dem Interbankenmarkt und werden maßgeblich von der geldpolitischen Ausrichtung der Europäischen Zentralbank gesteuert. Die Verzinsung des Darlehens entspricht dabei nicht eins zu eins dem Referenzzinsatz, sondern wird aus diesem gemäß einem exakt definierten Muster abgeleitet. Wie bei anderen Darlehen auch können zusätzlich Caps installiert werden, die den Verlauf des Darlehenszinses in bestimmten Grenzen halten.

Für private Bauherren und Käufer lohnen sich inverse Zinsmodelle in der Regel nicht. Zwar können grundsätzlich Vorteile erzeugt werden. Aufgrund des geringen Marktvolumens aber ist die Vergleichbarkeit der Angebote verschiedener Banken nicht in dem Maße gegeben, wie es bei klassischen Finanzierungen der Fall ist, wodurch die Konditionen tendenziell schlechter ausfallen.